Viele Wildpflanzen sind auf magere Böden angewiesen, doch die Mulchmahd reichert sie mit Nährstoffen an. In der Folge schwindet die Artenvielfalt in der typischen Wegebegleitflora und mit den Pflanzen verschwinden die von ihnen abhängenden Insekten. Wenn Wegesäume unter Pestizideinfluss geraten, schädigt dies die Artenvielfalt zusätzlich. Durch die aktuelle Pflegepraxis hat die Artenvielfalt unserer Wegeseitenräume extrem abgenommen.
Die Wegeseitenräume dienen der Biotopvernetzung.
Auch
Wegesäume entlang landwirtschaftlicher Flächen sind
öffentliche, kommunale Flächen und müssen wieder Nahrung und Lebensraum für Insekten-, Bestäuber, andere Tierarten und typische Wildkräuter bieten.
Landwirt Peter Merzhäuser aus Katzwinkel will bei der Wiesenmahd nicht länger Insekten und Kleintiere zerstückeln.
Deshalb setzt sein Hof auf tierfreundliche Balkenmäher, so wie sie früher üblich waren.
Quelle: YouTube
Im Rahmen des ProSaum-Projektes wurden 2010 an der Hochschule Anhalt nahe des Campus Strenzfeld Versuche zur Etablierung und Pflege artenreicher Feldrainen auf nährstoffreichem Boden angelegt. Auch nach 11 Jahren präsentieren sich die durch einen frühen Schnitt optimal gepflegten Varianten arten- und außerordentlich blühreich.
Die Ergebnisse wurden in einem
Praxisleitfaden
(Link) zusammengefasst.
Für weitere Infos zu Säumen, Wegrainen und Blühstreifen:
https://www.offenlandinfo.de/themen/saeume-feldraine-und-bluehstreifen/
Erläuterungen zum Biotopverbund - ca. 3min
Der Projektleiter von Wege in Niedersachsen, Dr. Max Peters,
erklärt im dritten Video zur Bürgerbeteiligung in Rehburg-Loccum den geplanten Biotopverbund im Stadtgebiet entlang der Wirtschaftswege.
Quelle:
Niedersächsischer Heimatbund e.V., YouTube
Projektleiter Dr. Max Peters, Niedersächsischer Heimatbund e.V.: „Über den gerechten Umgang mit ländlichen Wegen“, ca. 24min
"Ein einfacher Feldweg – und dennoch können um ihn widerstreitende Interessen zu einem ausgewachsenen Konflikt führen. Denn er wird nicht nur von der Landwirtschaft als Zuwegung genutzt, sondern dient der regionalen Bevölkerung und den Touristen zur Erholung in der Natur – sei es zu Fuß, mit dem Rad oder im Pferdeland Niedersachsen hoch zu Ross. Die ländlichen Wege strukturieren die Kulturlandschaft und machen sie erreichbar. Wege sind zudem von hoher Bedeutung für den Naturschutz: Wegraine sind mit ihren Kräutern und Blühpflanzen, mit Insekten und Kleintieren wichtige Biotope, feuchte Seitengräben Lebensraum für Frosch und Molch, Hecken und Bäume Brutplätze für Vögel. Dieser hohen Bedeutung steht ein Investitionsstau entgegen, der das Wegenetz vieler Gemeinden marode werden lässt. Gleichzeitig werden die Wege vielerorts nicht den vielfältigen Anforderungen – sprich der Multifunktionalität – gerecht. Die Tagung möchte das Thema „Ländliche Wegenetze“ mit neuen Konzepten neu denken. Dabei soll für Probleme sensibilisiert und die aktuell getrennt betrachteten Bereiche „Wegebau“ und „Wegraine“ zusammengebracht werden."
Quelle: Niedersächsischer Heimatbund e.V., YouTube
„Wegraine als Lebensraum erhalten, wiederbeleben und erweitern“
Aus dem Vorwort:
Eine Arbeitsgruppe von Fachleuten hat Maßnahmen zum Schutz und Erhalt von Wegrainen erarbeitet. Diese sollen sowohl der ökologischen Bedeutung, als auch den Ansprüchen der unterschiedlichen Nutzer von ländlichen Wegen gerecht werden. Aus diesen Maßnahmen hat die AG Wegraine den nachfolgenden Appell verfasst. Es ist offenkundig, dass aus fachlicher Sicht die darin formulierten Forderungen zum Schutz und Erhalt unserer Lebensumwelt dringend erfüllt werden müssen, auch wenn der Appell die Adressaten zum Teil vor große Aufgaben zur Umsetzung stellt. Die AG hofft, dass sich die Angesprochenen ernsthaft mit den Aufgaben auseinandersetzen und die ihnen möglichen Schritte zur Revitalisierung der Wegraine einleiten."
Weiterlesen: Download PDF
Aus dem Papier:
"Eine Akzeptanz für das Abräumen des Mahdgutes, hängt wesentlich davon ab, ob eine sinnvolle und kostengünstige Verwertungsmöglichkeit für die Restbiomasse besteht und die logistischen Herausforderungen gelöst werden. Derzeit gibt es für die Verwertung von Gras-schnitt von Gewässer- und Straßenrändern, sowie Wegrainen in ganz Deutschland große gesetzliche und wirtschaftliche Hemmnisse. Daher besteht die aktuelle Pflegepraxis aus Mulchen und Liegenlassen des Materials, mit all seinen negativen Folgen – insbesondere dem Verlust der Artenvielfalt auf diesen wichtigen Biotopverbundflächen."
Weiterlesen: Download PDF
Dr. Olaf Anderßon: „Oft reicht schon eine fachgerechte und weniger intensive Pflege“. Um auch den Bedürfnissen von Pflanzen und Tieren gerecht zu werden, wird eine Einteilung des Straßenseitenraumes in zwei Sektoren vorgenommen, s. Grafik:
1. Intensivbereich:
Dieser liegt direkt an der Straße und wird daher für die Verkehrssicherheit regelmäßig gemäht.
2. Extensivbereich:
Das Mähen erfolgt zeitlich angepasst an die Bedürfnisse der Pflanzen und Tiere. Also eher im Herbst, wenn etwa Vogeljunge flügge sind, oder wenn in dem Abschnitt keine Bodenbrüter vorhanden sind. Ein Teil der Seitenräume bleibt unberührt, um Überwinterungsverstecke für Insekten und Amphibien zu erhalten.
Brennnessel- und grasdominierte, hochwüchsige Wegränder prägen unser Landschaftsbild. Durch die richtige Pflege können sie wieder zum bunten Hingucker werden.
Mit der Umsetzung der
folgenden 10 Ratschläge machen Sie es möglich, dass bedrohte Pflanzenarten an den Wegrändern wachsen können, eine große Vielfalt von Insekten Pollen und Nektar findet, den Winter überdauern kann und Vögel Nahrung finden. Werden alle 10 Ratschläge umgesetzt, schaffen Sie ein
Insektenparadies.
Zusammenstellung von Sinja Zieger – Mai 2019
Aus dem Inhaltsverzeichnis:
Quelle: https://kommunaltechnik.net/news/fuhrpark/umwelt-und-insektenschonende-maehtechnik/
Praxisleitfaden, erstellt im Rahmen des verbändeübergeifenden Forschungs- und Entwicklungsvorhabens „Entwicklung von priorisierten, umsetzungsorientierten Konzepten und Umsetzungsstrategien zur Stärkung der Zielerreichung der Naturschutz-Offensive 2020 des Bundesumweltministeriums“.
Gefördert vom Bundesamt für Naturschutz
Stand Mai 2019
BUND – Freunde der Erde
Gemeinsam wirksam gegen das Insektensterben
In 1.4 heißt es:
„Der Bund wird bis 2022 dazu beitragen, die Potenziale von Säumen entlang landwirtschaftlicher Wege für den Insektenschutz zu nutzen.
Dazu gehört:
• Eine repräsentative, naturraumbezogene Stichprobe auf Gemeindeebene in ausgewählten Testgebieten mit einer Analyse der Veränderungen des Wegenetzes sowie einer Potenzialabschätzung
Auch hier bislang leider defizitär: die Umsetzung.
Claudia Blauert
Tel.: 0176-58445703
Email: mail@petition-mehr-artenvielfalt-im-oeffentlichen-gruen.de
Co-Autoren:
Dr. Detlev Kröger,
Dr. Joachim Kamp,
Georg Lüdecke,
Jürgen Kruse